Wie Schwalben im Flug. Großer Karatelehrgang beim TSV Grünwald e.V.

Mitte April stiegen die Temperaturen an, sodass sich statt Hallensport das Isarufer als Alternative anbot. Es kamen jedoch so viele Karatekas wie nie zuvor nach Grünwald. An die hundert nahmen an dem Lehrgang mit Fritz Oblinger (9. Dan Karate) teil. Sie erlebten sechs attraktive Stunden. Fritz Oblinger begeisterte die Teilnehmer:innen und trieb sie mit höchster Motivation an. Seine Übungen waren im Kumite und beim Bunkai der beiden Katas Enpi und Wanshu von Matsumura immer motivierend und anspruchsvoll. Höchst konzentriert lernten die Karatekas neben unzähligen Bewegungsabläufen aus den Kampfübungen auch das technisch anspruchsvolle Bunkai der beiden Katas.

Unter den rund hundert Teilnehmer:innen nahm eine große Anzahl von Kindern und Jugendlichen teil. Die Organisatoren freuten sich über ihr zahlreiches Erscheinen. Partnerweise trainierten sie miteinander. Fritz Oblinger motivierte sie mit seinen einfachen, aber doch komplexen Kumite-Übungen. Bei den höheren Gurten ersetzten diese Übungen die übliche Gymnastik zum Aufwärmen. Jede Minute der vier Einheiten war daher von Anfang an mit Karate vollgestopft. Unentwegt waren alle in Bewegung und übten bis zu sechs Stunden Kumite oder Bunkai.

Auch Fritz Oblinger hielt nicht still. Eifrig durchkämmte er die gut besetzte Halle, um Korrekturen weiterzugeben. Er zog unermüdlich von einem Paar zum nächsten, um mit Hinweisen deren Lernerfolg zu vergrößern. Besonders die vielen jüngeren Teilnehmer:innen erhielten von ihm sehr viel Aufmerksamkeit. Die Karateka vergaßen das sommerliche Wetter und die Zeit verging im Flug. Sein Interesse an allen Teilnehmer:innen wurde anerkennend registriert und begrüßt. Alle Trainingspaare, ob niedrige oder hohe Graduierung, fühlten sich sehr gefördert.

Neben dem Bunkai der Wanshu und Enpi sollte das Kumite nicht zu kurz kommen. Zwei der vier Einheiten konzentrierten sich auf Angriffe, Abwehr und Gegenangriff. Die richtige Distanz musste eingenommen werden. Das Timing sollte stimmen - und Fritz Oblinger verwies vereinzelt auf Kyusho-Punkte hin, über die Abwehr und Gegenangriff effektiver gestaltet werden konnte. Beim Kyusho werden die Akupunkturpunkte des Körpers negativ stimuliert, um den Angreifer zu lähmen und außer Gefecht zu setzen. Wem zuvor in der Halle nicht warm wurde, kam spätestens jetzt ins Schwitzen.

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Mit der Wanshu, deren Elemente auf die alten Karatemeister Matsumura und Matsumora auf Okinawa zurückgingen, forderte er uns besonders heraus. Sowohl die Wanshu als auch die Enpi verlangten von den Übenden viele Richtungswechsel und unterschiedliche Höhen der Hüfte. Das Bild vom Flug einer Schwalbe, die im Zick-Zack-Flug fällt und steigt, passte zu diesen ausgereiften Katas. Die ungewohnten Bewegungen wie Stände im Neko-Ashi-Dachi und Shiko-Dachi, sowie einige ungewohnte Handtechniken forderten die Karatekas heraus. Und wenn schon ein wesentlicher Teil neu und ungewohnt ist, wie hatten die höheren Gurte erst mit dem komplexen Bunkai beider Katas zu kämpfen. Die Teilnehmer mussten auf die passende Höhe, den richtigen Abstand und schnelle Richtungswechsel achten, bevor ihr Bunkai funktionierte. Jede Übung war eine neue schwierige Aufgabe und dennoch weit vom mühelosen Flugverhalten der Schwalbe entfernt.

Enpi, der "Flug der Schwalbe", war natürlich eine von vielen Namensgebungen, mit denen Meister Gichin Funakoshi ein chinesisches Kanji (Schriftzeichen) änderte, um den ursprünglichen Namen für den Gebrauch in Japan anzupassen. Mit der Wanshu brachte uns Fritz Oblinger mit einer Kata in Kontakt, die aus der Matsumura- und Itosu-Schule stammt. Beide hatten nur auf der Insel Okinawa unterrichtet und waren Lehrer von Gichin Funakoshi gewesen.

Mit großem Applaus verabschiedeten wir Fritz Oblinger nach seinem außergewöhnlichen und erfolgreichen Lehrgang. Wir würdigten seine sorgfältige Vorbereitung und ausgezeichnete Präsentation. Mit neuen Übungen in Kopf, mit Erschöpfung in den Gliedern und mit dem Gefühl, im Karate einen weiteren Lernschritt nach vorne gemacht zu haben, beendeten wir den Tag.

Nächstes Jahr, am 5. April 2025, veranstaltet der TSV Grünwald e.V. den nächsten Lehrgang mit Fritz Oblinger. Egal ob es schneit oder die Sonne scheint, ungebrochen ist die Freude auf alle Karatekas und unseren Referenten aus Ingolstadt.

Text: Peter Henkel
Fotos: Peter Henkel

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